Gedenken an den "Kaiser der Arbeiter und kleinen Leute" Zum 100. Todestag von August Bebel
Vor 100 Jahren starb August Bebel, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Sozialdemokratie. Bebel war nicht nur einer der wichtigsten Führer der SPD im wilhelminischen Kaiserreich, sondern einer der bedeutendsten Kämpfer für die Gleichberechtigung der Frauen.
Anlässlich seines 100. Todestages würdigt Doris Schröder-Köpf Bebels Eintreten für die deutsche Sozialdemokratie, seinen Kampf gegen Deutschtümelei und seinen Einsatz für die Gleichberechtigung der Frau.
Im Alter von 73 Jahren starb am 13. August 1913 August Bebel, einer der Gründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und Vorsitzender der SPD. August Bebel hat sich auf zahlreichen Gebieten als Kämpfer für Freiheit und Demokratie hervorgetan.
In der Zeit des Sozialistengesetzes, durch das SPD verboten und ihre Bildungs- und Pressearbeit massiv behindert worden war, nutzte August Bebel seine Immunität als Reichstagsabgeordneter dafür, die Sozialdemokratie in den extrem kleinen Spielräumen zu organisieren, die ihr geblieben waren. Dabei verteidigte er die Pressefreiheit so konsequent, dass er die Redaktion der fraktionseigenen Zeitung „Der Sozialdemokrat“ wegen kritischer Beiträge vor seinen Kollegen in der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion in Schutz nahm.
Eine Zensur der Presse lehnte Bebel ebenso konsequent ab wie die Germanisierungspolitik im Osten Deutschlands unter Kaiser Wilhelm II. Bebel war ebenfalls ein scharfer Gegner des Judenhasses; seine Schrift „Antisemitismus und Sozialdemokratie“ (1893) gehört zu den wichtigsten Stellungnahmen zu diesem Thema.
Bebels einflussreichstes Werk war sein umfangreiches Buch „Die Frau und der Sozialismus“ von 1879, in dem er für die gesellschaftliche, politische und berufliche Gleichberechtigung der Frauen stritt. Darin heißt es: „Eine gründliche Umgestaltung unserer sozialen Zustände und durch sie eine gründliche Umgestaltung der Stellung der Geschlechter ist notwendig.“ Bebel betrachtete die Frauen als „Avantgarde der Revolution“ und ermunterte seine Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, in dem mühseligen Kampf um ihre Gleichberechtigung nicht nachzulassen: „Die bisherigen Erfolge zeigen, dass Mühe und Opfer belohnt werden, und die Zukunft bringt den Sieg.“
„Das klingt doch geradezu aktuell“, erklärt Doris Schröder-Köpf, „etwa wenn wir an die Diskussionen um die Frauenquote in Führungspositionen denken, welche Union und FDP blockieren.“ Auch wenn manche Forderungen Bebels heute erfüllt seien, so bleibe noch manches zu tun, bis Gleichberechtigung tatsächlich selbstverständlich sei. Die Landtagsabgeordnete meint: „Auch wenn der Schluss von Bebels Buch dem Pathos seiner Zeit entspricht, so ist es doch faszinierend, mit welcher Gewissheit er ausruft: Dem Sozialismus gehört die Zukunft, das heißt in erster Linie dem Arbeiter und der Frau.“